PARTNER     KONTAKT     IMPRESSUM     
Anmarsch ins Basislager
Im Tal des Schweigens
Tiefblick aus Lager 3 auf 7200 m
Wegbauarbeiten
Sonnenaufgang im Tal des Schweigens
Lager 3 auf 7200 m
Im Basislage – Hintergrund Bumery
Aufstiegsvariante im Lager 2
Panne am Lager 3
Im Basislage
Lager 1 auf 6000 m in der Lothseflanke
Morgenstimmung im Lager 3
Meine drei Glücksbringer
Aufbruch Richtung Gipfel
Schlechtwettereinbruch im Lager 1
Im Khumbu Eisfall
Sonnenaufgang am Bumery
Yeti auf  Besuch
Lager 1 auf 6000 m
Aufstieg im Khumbueisbruch
Im Khumbueisbruch
Lager 2 auf 6400 m
Lothseflanke mit Gipfelwand

Der Lhotse

Der Lhotse als vierthöchster Berg der Erde zählt mit seinen 8.501 Meter zu den anspruchvollen und wohl 5 schwierigsten Achttausendern. Kaum auf einem Berg ist der Anstieg so steil und frontal. Er erfolgt über die 1.150 Meter hohe und ca 40 – 50 Grad steile Westflanke. Einige kurze Kletterpassagen erreichen eine Steilheit von bis zu 80 Grad. Der Gipfel ist schmal und ausgesetzt, sodass auf der Spitze kaum 2 Bergsteiger genügend Platz finden. Er ist als Nachbarberg des Everest auch einer der einsamsten Achttausender. Er wurde in den letzten 53 Jahren erst ca 260 Mal bestiegen und weist nach dem Annapurna am zweitwenigsten Gipfelbesteigungen auf.

Mannschaft, Taktik & Route

Manschaft, Taktik & Route

Unser zweiköpfiges Expeditionsteam ist zwar klein, aber absolut himalayatauglich und bestens organisiert. Mein Bergfreund Kari Kobler war bereits 3 Mal erfolgreich am Everest und mehrere Male erfolgreich auf anderen Achttausendern. Er gilt zweifellos zu den Top-Höhenbergsteiger Europas. Bereits mehr als ein Dutzend Expeditionen hat er geleitet und seine Erfahrung wird uns sehr nützen.


Der Aufstieg erfolgt über die Westflanke, der einzig realistisch gängige Weg auf diesen Berg. Unser großer Vorteil ist, dass wir bis zum Lager 3 die Logistik der gleichzeitig stattfindenden Everest-Expedition mitbenützen können. Das Lager 4 werden wir direkt in der Lhotse-Flanke auf ca 7.800 Metern errichten. Ich plane keinen Einsatz von künstlichem Sauerstoff. Ich bin gut vorbereitet, bin motiviert, fühle mich mental bestens und freue mich auf diese neue große Herausforderung. Berg Heil

Expeditionstagebuch

Tagebuch Lhotse

Liebe Bergfreunde, liebe Besucher meines Tagebuches! Mit einem herzlichen "Namaste" melde ich mich aus dem Lhotse-Everest Basislager. Wir schreiben heute den 16.4.2008, es ist ein herrlicher wolkenloser Tag und mir geht es saugut.

Jetzt aber alles von Anfang an:3.4.2008, 17.00 Uhr, der Abschied von zu Hause ist wie immer sehr hart, einer der schlimmsten Momente der gesamten Expedition. Um 22.30 Uhr heben wir dann in Zürich Richtung Kathmandu ab und wir landen am nächsten Nachmittag nach einer Zwischenlandung in Toha am dortigen Flughafen. Wir werden herzlich empfangen, die Lage in der Stadt ist absolut ruhig und wir merken nichts von den herrschenden Spannungen mit Tibet und China. Nach einem Ruhetag fliegen wir am frühen Morgen des 7.4. nach Lukla auf 2.840 Meter, wo die Landung auf der kurzen aufsteigenden Piste immer wieder ein kleines Abenteuer darstellt. Noch am selben Tag wandern wir talwärts nach Phaktang auf 2.610 Meter, wo wir in einer gemütlichen Lodge übernachten. Am nächsten Tag wandern wir durch ein tiefes Tal und steigen dann weiter auf nach Namche Bazar auf 3.440 Meter, dem Zentrum des Solo Khumbu. . Hier findet eine enorme Bautätigkeit statt und der Ort entwickelt sich in rasender Geschwindigkeit. Nach einem Ruhetag geht es dann gemütlich weiter nach Pengboche auf 3.930 Meter und in den nächsten beiden Tagen weiter nach Periche (4.270 Meter) und nach Lobuche. Wir sind jetzt bereits auf 4.910 Meter und es heisst runter vom Gas. Einige von uns hat bereits der Dünnpfiff überfallen, zum Glück werde ich davon verschont. Ich geniesse diese Tage richtig intensiv und es ist Balsam auf meine Seele, mich in dieser bizarren Naturlandschaft zu bewegen. Der stetige Anblick der unnahbar wirkenden Lhotse-Südwand und die steilen Abbrüche des Ama Dablam beeindrucken mich. Am späten Nachmittag des 13.4.2008 erreichen wir dann das Bace Camp auf 5.360 Meter, es wird unser zu Hause für die nächsten 6-7 Wochen sein. Die Zelte sind direkt am Fusse des berühmt-berüchtigten Khumbu Eisfalles aufgebaut, ringsum ragen die Steilwände des Pu Mori, des Everest und des Nuptse empor. Kari, mein Bergkamerad und Expeditionsleiter hat wieder einmal alle Register gezogen. Alles ist perfekt vorbereitet, das Essen steht bereit, die Zelte sind bezugsbereit und sogar das Esszelt ist beheizt. Die erste Nacht verläuft etwas kurz, der Kopf brummt etwas und ich schlafe erst ab ca 03.00 Uhr. Aber bereits am nächsten Tag fühle ich mich fit und die Stimmung im Lager ist ausgezeichnet. Es sind zwar Soldaten der nepalesischen Armee anwesend, sie machen uns aber wenig Probleme. Die Beschränkungen am Berg gelten erst ab Lager 3 und lediglich bis Anfang Mai. Unser Schweizer Fernsehteam, das uns auf dieser Reise begleitet, darf die Filmaufnahmen uneingeschränkt tätigen. Das TV-Team arbeitet nämlich an einer interessanten Dokumentation über die Sherpas am Everest.

In den nächsten Tagen werden wir die ersten Aklimatisationstouen ins Lager 1 und 2 absolvieren und erste Bekanntschaft mit dem wild zerklüfteten Khumbu Eisfall machen. Ich bin froh, hier mitten in dieser atemberaubenden Arena stehen zu dürfen. Ich bin heiss auf den Gipfel des Lhotse, ich bin voll motiviert und kann nur sagen: "The fealing is good". In ca 10-14 Tagen wird der nächste Bericht erscheinen und es gibt sicherlich schon spannendes u berichten. Also bis bald.


Hier bin ich wieder meine lieben Bergfreunde! 16.4.2008, einige Mitglieder unserer parallel stattfindenden Everest Expedition steigen heute das erste Mal über den Khumbu Eisfall ins Lager 1 auf ca 6.000 Meter auf. Und bereits der heutige Tag hat es in sich, denn es fallen uns 2 Teilnehmer aus. Der Kitzbühler Alpinpolizist Andi Steger verunfallt beim Abstieg im Khumbu Eisfall - Rippenbruch und Knieverletzung - aus der Traum vom Everest - der Andi tut mir wirklich wahnsinnig leid. Dave, unser englisches Expeditionsmitglied, der den Everest bereits 2 Mal ohne Sauerstoff bestiegen hat und es dieses Mal "ohne" schaffen will, hat ebenfalls ein grosses Problem. Auf Grund starker Zahnschmerzen und anderer sehr ernstlicher körperlicher Probleme muss er sofort abtransportiert werden. Kein Wunder, heute ist die Stimmung beim abendlichen Essen sehr gedrückt. Wir sind jetzt noch 9 Bergsteiger - 7 für den Everest und 2 für den Lhotse. 19.4.2008, heute steige auch ich das erste Mal durch den Khumbu Eisfall, viele Geschichtchen habe ich ja schon davon zum Hören bekommen. Für die Absicherung des Eisfalles sind seit Jahren die sogenannten "Icedoctors" zuständig. Die riesigen Spalten und die bis zu 10 Meter hohen Abbrüche sind mit Leitern gesichert. Der Weg durch dieses gigantische Eislabyrinth ist aufregend aber nicht ungefährlich. Er führt direkt vorbei an bedrohlich geneigten Seraks (Eistürme), die jede Sekunde einstürzen können. Ich versuche diese Abschnitte besonders schnell zu überwinden, schliesslich werden fast jedes Jahr Bergsteiger von einstürzenden Eisblöcken begraben. Müde und ohne Power erreiche ich dann das Lager 1 auf ca 6.000 Meter, die Nacht ist klirrend kalt - so an die -25 Grad und ich schaue, dass ich bereits sehr früh am nächsten Morgen wieder den Weg ins Bace Camp finde. Ich fühle mich jetzt kraftlos und steige für die nächsten 3 Nächte ins 1000 Meter tiefer gelegene Periche ab, wo ich Erholung finde. Ich fühle mich jetzt wieder stark und heute, den 27.4. steige ich wieder auf und zwar direkt ins Lager 2 auf ca 6.450 Meter. Ich fühle mich dieses Mal deutlich besser und entscheide mich, die nächsten 3 Nächte im Lager 2 zu verbringen. Ich schlafe zwar schlecht, habe kaum Appatit, aber das "Fealing" passt. Kari, der ja mit mir den Lhotse besteigen will, wählt die selbe Taktik. Die ca 1.250 Meter hohe Lhotse-Flanke ragt jetzt direkt vor uns empor. Es hat die letzten Wochen nicht geschneit, die Flanke ist vom Wind kahl gefegt, die Eisauflage glänzt wie ein Spiegel, keine einfachen Verhältnisse in der 50-60 Grad steilen Wand. Wir hoffen, dass es ein bisschen Neuschnee gibt, der sich dann bei schönem Wetter setzt und in der Wand festigt. Natürlich ist das ein bisschen Wunschdenken, Zeit wäre nämlich noch genug dafür, denn wir haben mittlerweile ein grosses Problem bekommen: Aufstieg ab Lager 2 gesperrt!

Diese sch...s Chinesen bringen momentan ja das olympische Feuer auf den Gipfel des Everest und blockieren komplett alles. Da den Chinesen die Muffe geht, dass diese Aktion gestört werden könnte, halten sie die Nepalesen gewaltig unter Druck und zwingen sie, die Südseite des Everest ebenfalls zu sperren. Momentan ist die Armee auf Lager 2 stationiert und versperrt den Aufstieg ins Lager 3. Sie haben sogar Gewehre mit dabei. Die Stimmung hier ist mittlerweile äusserst gespannt, ca 30 Expeditionen warten Tag für Tag auf eine Öffnung der Aufstiegsroute Richtung Gipfel. Die Bergsteiger werden hier für politische Aktionen missbraucht und sie werden sich das nicht mehr länger gefallen lassen und grössere Aktionen sind nicht ausgeschlossen. Bei einigen Alpinisten liegen die Nerven bereits ziemlich blank. Der Hass auf die Chinesen steigert sich von Tag zu Tag. Natürlich sind auch der Kari und ich davon betroffen, da sich der Aufstieg zum Lhotse ja erst ab Lager 3 von dem des Everest trennt. Ich bin gespannt, wie sich das Theater hier entwickelt. Ich lass mich jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen. Meine Taktik ist klar: Baldmöglichst Aufsteigen bis ins Lager 3 auf ca 7.300 Meter, dort 1 Mal schlafen, Absteigen ins Bace Camp, einige Tage erholen und dann mit Vollgas den Gipfel angreifen.
Also, ich werde mich vor dem Gipfelangriff noch einmal melden, hoffentlich mit guten News. Bis bald.


Servus und Namaste!

Wir sitzen jetzt eine ganze Woche hier im Basislager, sind bereits längst gut aklimatisiert und es ist eine absolut verlorene Woche. Gerne würden wir ins Lager 3 aufsteigen, um die Höhenanpassung endgültig abzuschliessen. Aber die Armee gibt uns keinen Spielraum. Oben im Lager 2 auf 6.400 Meter ist ein Seil gespannt und niemand darf diese Linie überschreiten. Stellt euch vor, diese Typen sind mit Gewehren und Pistolen bewaffnet! Die Stimmung in der Mannschaft unserer Doppelexpedition ist nicht gerade berauschend. einige sehen die Zeit davon laufen. Es wird stetig diskutiert, unmöglich oder vielleicht doch mögliche Szenarien werden an die Wand gemalt. Ich kann diesen "Scheiss" schon nicht mehr hören. Aber bereits am frühen Morgen des 6.5. und 7.5. sehen wir Flugzeuge über dem Gipfel des Everest ihre Schleifen ziehen. Jetzt haben es die Chinesen wohl endgültig geschafft, das Olympische Feuer auf den Gipfel zu bringen. Jetzt wird auch sofort der Berg freigegeben und er gehört wieder uns Bergsteigern.

Am 8.5. steigen wir sofort ins Lager 2 auf 6.400 Meter auf. Das Lager 1 existiert mittlerweile nicht mehr, wir haben es aufgelöst. Nach einem Ruhetag geht es heute am 10.5. erstmals in grosse Höhen und zwar ins Lager 3 auf 7.200 Meter. Es ist 07.00 Uhr, ich stehe jetzt erstmals direkt unter einer der höchsten Steilflanken unserer Erde. Sie misst bis zum Gipfel des Lhotse ca 2.000 Höhenmeter, ist ca 50-60 Grad steil und teilweise mit Eis durchzogen. Ich muss sagen, schon ein berauschendes Gefühl, besonders wenn ich bedenke, dass ich da hoch soll. Aber heute ist ja erstmals auf 7.200 Meter unser Tagesziel erreicht und der Aufstieg verläuft recht flüssig. Teilweise herrscht zwar etwas ekelhaftes Glatteis, aber das sollte ja kein Problem sein. Nach ca 4 Stunden erreiche ich das Lager, die Zelte sind direkt in die Eis- bzw Firnflanke eingemeisselt, das war harte Arbeit für die Sherpas. Bis zum frühen Abend bin ich gut drauf, aber dann überfällt mich ein Brechgefühl, das ich die ganze Nacht nicht mehr los werde. Wieder einmal steht so eine grausige Nacht bevor, ein Wechselspiel zwischen Kotzen, Durchfall, Kreuzweh, Schlaflosigkeit und sonstigem Unbehagen. Jezt am Abend beginnt es auch noch zu Schneien, sofort haben wir ca 20 cm am Zeltdach, Unbehagen steigt in mir auf, denn mir ist bewusst, die Zelte sind direkt den Lawinen ausgesetzt. Schneit es weiter, müssen wir sofort reagieren und der Todesfalle entrinnen. Aber zum Glück wechselt der Schneefall bald in Wind über, der uns dann die ganze Nacht begleitet. Auch diese Nacht geht zu Ende und bereits sehr früh am Morgen seilen wir uns bei starken Windböhen über die Flanke ab. Bereits gegen Mittag treffen wir ca 2.000 Höhenmeter tiefer im Basecamp ein.

Jetzt sind ein paar Tage Ruhe angesagt und ich werde versuchen, neue Kraft für den Gipfelangriff zu sammeln. Natürlich sind meine Energietanks bereits angebraucht und die Zeit drängt, heute ist ja bereits der 12. Mai. Für die nächsten 5-6 Tage ist auch auch schon einmal Schlechtwetter vorausgesagt. Vielleicht schneit es aber noch, denn der obere Teil der Lhotse Flanke ist mit momentan mit Eis überzogen und dadurch erschwert begehbar.

Also meine lieben Freunde, den Kopf nicht hängen lassen, positiv denken und schauen, wie sich alles entwickelt. In einigen Tagen, bevor ich zum Gipfel starte, werde ich mich nochmals bei euch melden.

Noch etwas Wichtiges:
Schaut doch rein auf meiner Webseite unter "Partner". Vielleicht hat der Eine oder Andere für die ärmsten Menschen einen 500er übrig. Reisst euch am Riemen und werdet Partner auf meiner Webseite! Ein herzliches Dankeschön gilt denen, die es bereits sind.

Berg Heil
Christian


22.05.08 Lotseexpedition beendet!

In der Nacht zum 22.05.08 starb ein Kollege meiner Expedition und ich breche daher meinen Gipfelgang zum Lothse ab. Genauer Bericht folgt.

Hallo liebe Leser, hier bin ich wieder!

Heute ist der 13.Mai und wir brauchen jetzt alle ein paar Ruhetage, um uns auf den endgueltigen Gipfelsturm vorzubereiten. Wir sind alle gesund und der Kari betont laufend, dass er hier am Everest-Lhotse noch nie so eine geschlossen starke Mannschaft hatte. Schliesslich sind 5 der 9 Teilnehmer staatlich gepruefte Bergfuehrer und die anderen 4 Teilnehmer erfahrene Alpinisten. Zum Beispiel der Tessiner "Tschanni", der bereits auf 6 Achtdausendern erfolgreich war.

Meine Kollegen verbringen die naechsten Tage im Basislager, ich steige aber lieber ins 5 Stunden entfernte und 1.000 Meter tiefer gelegene Dingpoche ab, wo ich mich meiner Meinung nach schneller staerken kann. Die 3 Tage in Dingpoche tun mir dann auch gut und als ich am 18. Mai dann wieder im Bacecamp eintreffe, dann geht es Schlag auf Schlag. Das Wetter scheint gut zu werden und meine Kollegen starten bereits am naechsten Morgen Richtung Gipfel, sie werden 3 Tage brauchen. Kari wird aus organisatorischen Gruenden (Dokumentation mit dem Schweizer Fernsehn) ebenfalls zum Everest gehen, was fuer mich kein Problem darstellt. Am Gipfeltag haetten wir uns sowieso trennen muessen, da ja Kari die Taktik mit Sauerstoff und ich die Taktik ohne Sauerstoff gewaehlt hatte. So, jetzt werde ich alleine zum Lhotse aufbrechen!

Nach einem Ruhetag im Bacecamp starte auch ich am fruehen Morgend des 19.5. aus dem Basislager. Den Gutteil des Khumbu-Eisbruches ueberwinde ich noch in der Dunkelheit und das ist auch gut so, denn dann bekomme ich nicht mit, an welch einsturzgefaehrdeten Eistuermen ich vorbei muss. Es ist ein Wahnsinn, jedes Mal aendert sich hier die Aufstiegsroute auf Grund der stetigen Eismassenbewegungen. Noch vor Mittag treffe ich gut im Lager 2 auf 6.400 Meter ein, diesen Weg hab ich mittlerweile ja gut im Griff. Morgen werde ich einen Ruhetag einlegen und dann am 21.5. endgueltig Richtung Gipfel durchstarten. Aber es kommt anders als geplant, der 22.5 wird jetzt ploetzlich als Schlechtwettertag vorausgesagt und ich bin jetzt gezwungen, 4 Naechte hier auf 6.400 Meter abzuwarten. Ich weiss aber, dass ich das bei gutem Essen und Trinken locker aushalten kann. Aber das Allein sein und taeglich mehr als 15 Stunden im Zelt zu verbringen, das macht mir Muehe und ich muss mich voll zusammenreissen, dass ich die Moral nicht ueber Bord schmeisse. Ich fange ploetzlich auch an, etwas zu zweifeln, zu zweifeln, ob meine Taktik nicht zu scharf ist. Ich will naemlich so kuz wie moeglich in dieser grossen Hoehe sein und werde daher das Lager 3 auf 7.300 Meter ueberspringen. Ich will direkt ins Lager 4 auf 7.800 Meter aufsteigen und diese 1.400 Meter Hoehenunterschied in einem Tag ueberwinden, das macht mir ein bischen Bauchweh. Mir ist klar, um diesen Gipfel zu erreichen, werde ich ganz hart an meine Grenzen gehen muessen, werde Kraefte freisetzen muessen, die ich vielleicht gar nicht habe.

Mittlerweile ist der fruehe Morgen des 21. Mai angebrochen, ich liege in meinem Zelt und verfolge per Funk den Gipfelaufstieg meiner Everest-Kameraden, ich hoffe, dass alle glatt geht. Super, bereits um 08.30 Uhr die erste Erfolgsmeldung: Alle 6 Bergkamerden, die mit Sauerstoff aufgestiegen sind, haben den Gipfel erreicht - gewaltig. Die anderen 2, der Richi und der Tschanni, riskieren es ja ohne Sauerstoff und sind natuerlich noch nicht in Gipfelnaehe. Um 10.00 Uhr dann die naechste Meldung: Der Richi kann auf Grund akuter Magenprobleme nicht zum Gipfel aufsteigen, der Tschanni hat aber den Gipfel erreicht - eine alpinistische Ausnahmeleistung. Aber die Euphorie weilt nicht lange, denn schon bald bekomme ich per Funk mit, dass der Tschanni akute gesundheitliche Probleme bekommen hat und den Abstieg nicht mehr fortsetzen kann. Welche Dramatik und Tragik sich jetzt in den kommenden Stunden abspielt, das hat in der Oeffentlichkeit wohl nichts verloren. In der folgenden Nacht verstirbt unser Tschanni trotz beispielhafter Rettungsaktion. Ich bin jetzt ziemlich fertig, stelle mir viele Fragen, finde aber keine Antworten. Wir alle finden fuer diesen tragischen Tag nur einen Satz: "Himmelhoch jauchzend - zu Tode betruebt!"

Es ist jetzt fuer mich hoechste Zeit geworden, den Berg zu verlassen. Es waere wohl unanstaendig und gegenueber Tschanni respektlos gewesen, wenn ich meinen Aufstieg fortgesetzt haette. dieser Berg kann auf mich warten, wahrschenlich fuer immer!! Am Abend im Basislger bleibt der Platz des Tschanni leer, er wird voraussichtlich seine letzte Ruhestaette ganz oben ueber 8.000 Meter finden. Viel haben wir in den letzten 7 Wochen zusammen gelacht und gequatscht und haben gemeinsame Kletterrouten im Tessin geplant und keiner von uns haette gedacht, dass dieses Unternehmen so tragisch enden wuerde.

Ich muss jetzt aber schauen, dass ich so schnell wie moeglich nach Hause komme, ich habe gerade Nachricht erhalten, dass mein Vater sehr krank und schwach ist. In 3 Tagen, am 26. Mai ist mein Heimflug geplant.

Das Expeditionsbergsteigen auf den hohen Bergen werde ich gruendlich ueberdenken, schliesslich habe ich bei den letzten beiden Expeditionen jeweils einen Kameraden verloren. Ich bin ueberhaupt nicht traurig, den Gipfel nicht erreicht zu haben. Vielmehr bin ich froh, dass ich gesund geblieben bin und ich freue mich wahnsinnig auf zu Hause.

Berg Heil!